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Chanukka 5785




AVIVA-BERLIN.de im Dezember 2024 - Beitrag vom 17.07.2012


Alle AVIVA-Updates zu den Pussy Riots. NEU: Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa sind frei, der Protest gegen Putin geht weiter
Wagner, Wösch, Adler

Nachdem Marija Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samuzewitsch für ihren dreiminütigen Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau zu zwei Jahren Straflager verurteilt...




... wurden, laufen die Solidaritätsbekundungen ungebremst weiter.


NEWS vom 23.12.2013Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa sind frei, doch der Protest gegen Putin geht weiter. Auch Michail Chodorkowski und Greenpeace-AktivistInnen aus der Haft entlassen.

Die beiden beinahe zwei Jahre inhaftierten Musikerinnen wurden am 23. Dezember im Zuge einer Amnestie vorzeitig aus der Haft entlassen. Ihre Freilassung war ursprünglich für März 2014 angesetzt, doch Präsident Wladimir Putin hatte das Parlament in Moskau angewiesen, das Amnestiegesetz anzuwenden – jedoch wohl eher aus taktischen Gründen: Die Olympischen Winterspiele in Sotschi stehen vor der Tür. Viele PolitikerInnen hatten im Vorfeld ihre Teilnahme abgesagt, Menschrechtsorganisationen Proteste angekündigt.

Maria Aljochina drückte vor laufenden Kameras Skepsis und Ärger über die überraschende Freilassung aus. Solidarisch zeigte sie sich mit ihren Mitgefangenen, deretwegen sie auf ihre vorzeitige Freilassung verzichten wollte, doch der Befehl von Duma und Putin ließ das nicht zu. Sie plant nun, sich zukünftig vor allem für die Rechte von Häftlingen einzusetzen.
"Russland ohne Putin" lautete ungebrochen der öffentliche Protest von Nadeschda Tolokonnikowa bei ihrer Freilassung im sibirischen Krasnojarsk.

Nach zehn Jahren Haft begnadigt wurde auch der Regimekritiker Michail Chodorkowski, der sich nun in Berlin bei seiner Familie aufhält. Der damalige größte politische Konkurrent Putins hat inzwischen erklärt, er werde sich zukünftig für die Freilassung politischer Gefangener einsetzen und nicht in die Politik gehen.

Eingestellt wurden auch die laufenden Verfahren gegen 30 Greenpeace-AktivistInnen. Sie hatten gegen russische Ölbohrungen in der Arktis protestiert und wurden des Rowdytums beschuldigt.
Insgesamt rund 1.500 Häftlinge könnten durch die Amnestie aus russischen Gefängnissen freikommen.




NEWS vom 23.07.2013"Homophobes Reptil – verschwinde aus der Geschichte!"

Ein Jahr, nachdem die Aktivistinnen der feministischen, Putin-kritischen Punkband für ihren Auftritt in der Christ-Erlöser-Kathedrale zu jeweils zwei Jahren Straflager verurteilt wurden, veröffentlichten ihre anonymen Kolleginnen ein neues Video, "Как в красной тюрьме / Wie in einem roten Gefängnis".

Die Musikerinnen tragen darin ihre charakteristischen neonfarbenen Sturmhauben, erklettern Öltürme des russischen Staatskonzerns Rosneft, beschmieren Bilder von Igor Setschin (dem Chef von Rosneft) und Alexander Bastrykin (dem Vorsitzenden des Untersuchungskomitees der Russischen Föderation) mit Öl und verbrennen ein Portrait Wladimir Putins.

Amnesty International hat in einem Brief an den russischen Generalstaatsanwalt, den bereits über 100 international bekannte MusikerInnen, darunter auch Adele, Radiohead, Bruce Springsteen, Bjork, Coldplay, Yoko Ono und die Toten Hosen unterschrieben haben, die sofortige Freilassung von Nadezhda Tolokonnikova und Maria Alekhina gefordert.

Die Petition von Amnesty International kann unter Freiheit für Pussy Riot! unterzeichnet werden.



NEWS vom 30.10.20121LIVE KRONE-Preis für Pussy Riot

Der Sonderpreis der 1LIVE KRONE geht in diesem Jahr an die russische Punkband Pussy Riot. "Die Musikerinnen haben sich mutig gegen staatliche Bevormundung und für das Recht auf freie Meinungsäußerung in Russland eingesetzt und müssen nun dafür einen hohen Preis bezahlen. Mit der Verleihung der 1LIVE KRONE wollen wir ein Zeichen setzen, diesen inakzeptablen Vorgang international nicht in Vergessenheit geraten zu lassen", so Jochen Rausch, Programmchef von 1LIVE, dem jungen Radio des Westdeutschen Rundfunks "Es ist der Verdienst von Pussy Riot, mit ihrer Haltung auch andere Musiker daran zu erinnern, dass Popmusik politische Inhalte an ein großes Publikum transportieren kann", so Rausch weiter. Die Band Pussy Riot zeige mit ihrem Protest, dass Popmusik nicht bloß der Unterhaltung diene, sondern auch ein wichtiges Instrument gegen Unterdrückung und Willkür sei. Die Aktion von Pussy Riot sei umso bemerkenswerter, da die Band in einem Staat agiere, der zur Freiheit der Kunst und zur freien Meinungsäußerung ein gespaltenes Verhältnis habe und vehement gegen regierungskritische Stimmen vorgehe. Mit ihrer Aktion befänden sich Pussy Riot in der Tradition von großen Protestkünstlern wie Bob Dylan, The Clash oder den Sex Pistols.
Die Band ist auch noch für weitere Preise im Gespräch, etwa für den Lutherpreis der Stadt Wittenberg. Die Gruppe war auch für den Sacharow-Preis für Menschenrechte des Europaparlaments nominiert. Yoko Ono, die Witwe des Beatles-Gründers John Lennon, zeichnete die Musikerinnen von Pussy Riot bereits mit dem Lennon-Ono-Friedenspreis aus.



Aufruf des internationalen literaturfestivals berlin (ilb):

"In den letzten Wochen hat die russische Justiz die Chance vertan, die infame Strafverfolgung von Pussy Riot zu beenden. Nicht nur das Urteil in der ersten Instanz, sondern bereits die Tatsache, dass ein Prozess gegen die Künstlerinnen geführt wurde, ist ein Skandal. Er ist signifikant für das System Putin, das ganze Generationen künstlerisch, kulturell und zivilgesellschaftlich mundtot zu machen versucht.

Das internationale literaturfestival berlin und AutorInnen und Intellektuelle aus aller Welt verneigen sich vor Nadeschda Tolokonnikowa, Jekatarina Samuzewitsch, Maria Alechina, die mit ihrer Kunstaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale und ihrem kompromisslosen Verhalten während des Prozesses, der Welt gezeigt haben, dass es ein anderes Russland gibt, das sich weder von dieser Kirche, noch von der politisch herrschenden Klasse die Art und Weise ihres Ausdrucks verbieten lässt. Angesichts der diktatorischen Züge des Systems Putin, das unter anderem mit dem permanenten Veto im UN-Sicherheitsrat im Bund mit China, zuletzt im Fall Syrien, den Gehalt ihres Demokratie- und Menschenverständnisses offenbart, ist die Solidarisierung mit Pussy Riot und den zivilgesellschaftlichen Institutionen, die durch neue Gesetze in Russland kriminalisiert werden, eine europäische, eine internationale Notwendigkeit: die Verteidigung von Menschenrechten.

Das ilb hat im August KünstlerInnen und Intellektuelle, Schulen und Universitäten, Radiound Fernsehstationen, Theater und andere Kulturinstitutionen zu einer weltweiten Lesung in Solidarität mit Pussy Riot und den demokratischen Instanzen Russlands am 12. Dezember 2012 aufgerufen – dem Tag, an dem im Jahr 1993 durch eine allgemeine Volksabstimmung die Verfassung der Russischen Föderation durch die DUMA angenommen wurde. Nicht Pussy Riot unterläuft die Demokratie Russlands, sondern diejenigen, die danach trachten, die Errungenschaften der sanften Revolution zunichte zu machen. Gelesen werden sollen Passagen aus den Statements von Pussy Riot vor Gericht.

Das ilb wird die Texte ab dem 15. November 2012 in Englisch, Deutsch, Russisch und anderen Sprachen auf seiner Website www.literaturfestival.com publizieren.

Alle InteressentInnen, die sich an der Lesung beteiligen möchten, wenden sich bitte bis zum 30. November 2012 an: worldwidereading@literaturfestival.com

Dem Aufruf des ilb haben sich bisher angeschlossen:

Hector Abad, Zsuzsa Bánk, Jeanne Benameur, Mirko Bonné, James Byrne, Amir Hassan Cheheltan, Bora Cosic, Marie Darrieussecq, Dorothea Dieckmann, Arnd, Gretel & Beatrice Dossi, Reimer Eilers, Peter Faecke, Dieter M. Gräf, Gintaras Grajauskas, Lars Gustafsson, Alban Nikolai Herbst, Uwe Herms, Hendrik Jackson, Willi Jasper, Elfriede Jelinek, Lidija Klasic, Peter Kleiß, Mario Vargas Llosa, Ekke Maaß, Norman Manea, Alberto Manguel, Sonja Margolina, Amanda Michalopoulou, Bart Moeyaert, Melinda Nadj Abonji, Tim Parks, Elisabeth Plessen, Martin Pollack, Santiago Roncagliolo, Annika Scheffel, Robert Schindel, Jenny Schon, Raoul Schrott, Sjón, Rebecca Solnit, C.K. Stead, Antje Rávic Strubel, Hans Thill, Ted van Lieshout, Vladimir Vertlib, Herbert Wiesner, Oksana Zabuzhko und Jenni Zylka."

NEWS vom 10.10.2012Jekaterina Samuzewitsch auf freiem Fuß

Das Berufungsgericht in Moskau wandelte am 10. Oktober 2012 das Urteil der 30-jährigen von zwei Jahren Straflager überraschend in eine Bewährungsstrafe um. Ihre beiden Kolleginnen, Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa dagegen - beide Mütter kleiner Kinder - , müssen wie verkündet für zwei Jahre in Lagerhaft.



NEWS vom 01.10.2012Jekaterina Samuzewitsch entbindet Verteidigerin von ihrem Mandat

Die Berufungsverhandlung gegen die Musikerinnen von "Pussy Riot" wurde vom 1. auf den 10. Oktober 2012 vertagt, da Jekaterina Samuzewitsch am Gerichtstermin überraschend ihre Verteidigerin Violetta Wolkowa entlassen hatte. Wolkowa stimme, so Samuzewitsch, nicht mit deren Position überein. Zu den genauen Gründen für ihre Entscheidung wollte sie sich nicht äußern.



NEWS vom 27.09.2012Gerichtstermin am 1. Oktober 2012

Wie der Anwalt der inhaftierten Bandmitglieder, Nikolai Polosow, mitteilte, wird das Moskauer Staatsgericht Anfang Okober 2012 die Berufung von Nadeschda Tolokonnikowa, Jekaterina Samuzewitsch und Marija Aljochina verhandeln. "Ich habe aus dem Gericht wegen der Kassation einen Anruf bekommen: am 1. Oktober um 11 Uhr, Raum 319", schrieb Polosow über seinen Twitter-Account.



NEWS vom 13.09.2012Russlands Premier will Pussy Riot-Fall unter den Tisch kehren

Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP fordert Dmitri Medwedew, Regierungschef Russlands, die Freilassung der Punkband Pussy Riot aus der Haft. Ein fader Beigeschmack bleibt: Der Politiker ergriff nicht aus Solidarität Partei für die Musikerinnen, sondern um der breiten Aufmerksamkeit der internationalen Öffentlichkeit Einhalt zu gebieten.
Die Hysterie um das Thema mache ihn ebenso "krank" wie die Tat und das Auftreten der drei Bandmitglieder, erklärte der ehemalige russische Präsident. Er empfinde es als "unangenehm", über die Gruppe zu reden. Pussy Riot hätten allerdings mittlerweile in Untersuchungshaft genug Zeit gehabt, über das "Geschehene" nachzudenken, sodass eine Bewährungsstrafe fortan genüge.



NEWS vom 17.08.2012LiteraturnobelpreisträgerInnen unterstützen Aufruf des ilb für Pussy Riot
Benefiz-Veranstaltung und weltweite Lesung für Pussy Riot


Im Rahmen des kommenden internationale literaturfestival berlin (ilb) wird am Samstag, den 08. September 2012, um 19:30 Uhr eine Benefiz-Veranstaltung für Pussy Riot im Haus der Berliner Festspiele stattfinden. Programm des Abends ist die in diesen Tagen erschiene Neuübersetzung von Michail Bulgakows "Meister und Margarita". Die Gefangenen und ihr Umfeld hatten während des Prozesses wiederholt dieses Werk zitiert, das auch als künstlerische Auseinandersetzung mit dem Stalinismus gelesen werden kann.
Die Teilnehmenden des Abends – unter anderem Marion Brasch, Jakob Hein, Wladimer Kaminer, Janne Teller, die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot – verzichten auf ihre Gagen, die Einnahmen werden Pussy Riot zur Verfügung gestellt.
Das ilb ruft zudem KünstlerInnen und Intellektuelle, Schulen und Universitäten, Radio- und Fernsehstationen, Theater und andere Kulturinstitutionen zu einer weltweiten Lesung in Solidarität mit Pussy Riot und den demokratischen Instanzen Russlands am 12. Dezember 2012 auf – dem Tag, an dem im Jahr 1993 durch eine allgemeine Volksabstimmung die Verfassung der Russischen Föderation durch die DUMA angenommen wurde. Die LiteraturnobelpreisträgerInnen Elfriede Jelinek und Mario Vargas Llosa sowie viele andere Größen werden die Texte Pussy Riots, insbesondere ihre Aussagen vor Gericht in Moskau, lesen.



Seit März 2012 sitzen die drei Aktivistinnen in Untersuchungshaft. In Moskaus Erlöserkathedrale hatten sie für eine Befreiung von Putin "gebetet". Unterschreiben Sie die Petition zur Freilassung von Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Sanzewitsch!

NEWS vom 30.08.2012.
Tausend Masken für Putin

Während die drei verurteilten Mitglieder der Pussy-Riot-Formation erst beginnen ihre Strafe abzusitzen, lässt der Medienhype um die Aktivistinnen bereits langsam nach. Amnesty International USA lässt jedoch nicht locker. Die NGO ruft auch weiterhin zum Protest auf und startet nun eine Sammelaktion Nein, kein Geld, sondern Masken sollen gesammelt werden, die dem russischen Präsident Wladimir Putin dann als "Geschenk" übergeben werden. Mit tausend bunten Masken soll symbolisch darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Protestaktion erst jetzt ihren Anfang nimmt und Russland auch weiterhin unter internationaler Beobachtung steht.


NEWS vom 17. August 2012
Das Moskauer Gericht hat die Punk-Aktivistinnen wegen religiös motivierten Rowdytums schuldig gesprochen
Die drei Künstlerinnen hätten "keine Reue gezeigt", die "öffentliche Ordnung verletzt" und die "Gefühle der Gläubigen beleidigt", begründete Richterin Marina Syrowa das Urteil. Das Strafausmaß nannte sie zunächst noch nicht, im Laufe des Nachmittags soll es jedoch verlesen werden. Unmittelbar vor der Urteilsverkündung hatten die Angeklagten die Möglichkeit, bei Präsident Wladimir Putin um Gnade anzusuchen, ausgeschlagen. "Machen Sie Witze? Natürlich nicht. Eher sollte er uns und Sie um Gnade bitten.", schrieb die Aktivistin Nadeschda Tolokonnikowa der regierungskritischen Zeitung Nowaja Gaseta
Am 8. September wird im Rahmen der großen Michail Bulgakow-Nacht des internationalen berliner literturfestivals eine Benefiz-Veranstaltung für Pussy-Riot stattfinden.



NEWS vom 16. August 2012
Kundgebung am 17. August ab 11:30 Uhr vor der russischen Botschaft.
Peaches Solidaritätsvideo seit gestern online

Gemeinsam mit Simonne Jones startete die Elektro-Clash Musikerin Peaches vergangene Woche eine Solidaritätskampagne für die Punk-Band Pussy-Riot. Mit Hilfe von rund 400 UntertützerInnen wurde am Berliner Prenzlauer Berg ein Soli-Video gedreht, das im Netz zu sehen ist. Kurz vor der Urteilsverkündung häufen sich die Solidaritätsbekundungen weltweit. In Berlin wird morgen, am 17. August ab 11:30 Uhr vor der russischen Botschaft eine Kundgebung mit telefonischer Liveschaltung zum Anwalt der Band Mark Feigin stattfinden.



NEWS vom 15. August 2012.
Pussy Riots protestieren weiter
Trotz des Verfahrens gegen ihre drei Band-Kolleginnen wollen die nicht inhaftierten Mitglieder der feministischen Punk-Band Pussy Riot ihren Protest gegen das Regime Wladimir Putin fortsetzen. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters äußern sie sogar: "Dieser Prozess macht unsere Gruppe nur stärker, vielleicht sogar größer."" Neben etlichen internationalen KünstlerInnen erhalten die Politaktivistinnen nun auch Unterstützung eines russischen KünstlerInnenkollektivs, das ein Buch mit dem Titel Kunst auf den Barrikaden herausgeben möchte. Dazu der Co-Autor Alek Epshtein: "Unser Buch zeigt künstlerische Arbeiten, die nach der Verhaftung von Nadia Tolokonnikova, Masha Alyokhina und Katya Samutsevich entstanden sind. Viele nonkonformistische Künstler Russlands haben etwas dazu beigetragen. Das ist Kunst als bürgerlicher Protest. Aus Solidarität mit den Mädchen." Das Urteil gegen die Pussy Riot-Aktivistinnen wird am Freitag, den 17. August verlesen.


NEWS vom 10. August 2012.
Warten auf die Urteilsverkündung am 17. August 2012

Nachdem die Richterin Marina Syrowa den international viel kritisierten Prozess im Eiltempo durchjagte, lässt sie sich mit der Urteilsverkündung mehr Zeit als erwartet und vertagte ihre Entscheidung auf Freitag in einer Woche. Die AnwältInnen der Angeklagten erhoffen sich in Anbetracht zahlreicher internationaler Proteste ein vergleichsweise mildes Urteil. "Russland ist ein nach Westen orientiertes Land. Weil sich die Beziehungen durch ein scharfes Urteil gegen Pussy Riot verschlechtern dürften, erwarten wir einen milden Richterspruch", so der Verteidiger Nikolai Polosow. Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton warnt: "Die EU wird diesen Fall sehr genau weiter verfolgen" und fordert Russland auf, einen fairen Prozess zu führen. Bis Freitag heisst es aber nun abwarten.


NEWS vom 08. August 2012
Die Angeklagten erhalten das letzte Wort

Am siebten Verhandlungstag forderte die Staatsanwaltschaft drei Jahre Lagerhaft für die Pussy-Riot-Aktivistinnen. Die AnwältInnen der Gegenseite hingegen schlugen vor, lediglich eine Bewährung zu verhängen. Heute werden die Angeklagten die Möglichkeit bekommen, ihre Sicht der Dinge darzulegen und Einspruch zu erheben. Ein starkes Signal setzen nun auch 121 deutsche Abgeordnete aus allen fünf Bundestagfraktionen. In einem offenen Brief an den russischen Botschafter in Berlin, Wladimir M. Grinin, fordern sie Milde im Pussy-Riot-Prozess. Auch von der Künstlerin Yoko Ono erhalten die Aktivistinnen Unterstützung. Ihren Brief an Präsident Putin beendet sie mit den Worten:
"Bitte bewahren Sie den Platz im Gefängnis für echte Kriminelle."


NEWS vom 07. August 2012.
Ein überdimensionierter Prozess steht unter internationaler Beobachtung
Die ersten fünf Prozesstage der vergangenen Woche waren anstrengend genug. Die Verhandlungen mussten mehrmals unterbrochen werden, um den Mitgliedern der Punkband Pussy Riot, die unter den Strapazen des Prozesses und den harten Bedingungen der Untersuchungshaft litten, ärztliche Hilfe zukommen zu lassen. Kritische Stimmen werden indessen immer lauter. Menschenrechtsbeauftragter Markus Löning (FDP) kritisierte in einem Interview mit dem WDR5 die "völlig überdimensionierte" Prozessführung. An den drei Aktivistinnen solle ein abschreckendes Exempel für RegierungskritikerInnen statuiert werden, so Löning. Er ist jedoch überzeugt, dass mit Hilfe prominenter KünstlerInnen und internationaler Beobachtung Druck auf die russische Regierung ausgeübt werden kann.
Am heutigen, sechsten Prozesstag, wird die britische Parlamentsabgeordnete Kerry McCarthy vor Ort anwesend sein und per Twitter aus dem Gerichtsaal berichten.
Die Staatsanwaltschaft hat jeweils drei Jahre Haft für die Aktivistinnen gefordert.



NEWS vom 31. Juli 2012Seit 10:30 Uhr Moskauer Zeit läuft die zweite Anhörung im Prozess gegen die inhaftierten Aktivistinnen von Pussy Riot. Auf der Website des Gerichts kann sie live mitverfolgt werden.
Die Angeklagten entschuldigten sich für ihren "ethischen Fehler", wie sie den Auftritt in der Kathedrale heute nannten. Sie wollten damit niemanden beleidigen, sondern ihre Meinung ausdrücken, dass die Kirche sich aus der Politik heraushalten sollte. Zuvor hatte der Patriarch Kirill dazu aufgerufen, Putin zu wählen. Gleichzeitig betonten sie, dass moralisches Fehlverhalten nicht Gegenstand eines solchen Strafprozesses sein dürfe. Zur Anklage wegen Rowdytums bekannten sie sich nicht schuldig.
Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Sanzewitsch saßen in einem abgetrennten Kasten hinter Glasscheiben, vor ihnen ihre drei AnwältInnen.



NEWS vom 24. Juli 2012
Update: Prozess gegen Pussy Riot soll online übertragen werden
Gestern fand in Moskau die zweite Anhörung im Fall der inhaftierten Mitglieder von Pussy Riot statt. Es wurde beschlossen, dass der Prozess künftig, die nächste Anhörung ist für den 30. Juli angesetzt, auf der Website des Gerichts live übertragen wird.
Die Verteidigung von Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Sanzewitsch ist allerdings misstrauisch gegen diesen Zug. Der Gerichtssaal sei sehr klein, für die Medien gäbe es möglicherweise keinen Platz. Live-Übertragungen hätte es außerdem bisher nur bei Terrorismus-Prozessen gegeben.
Den gesamten Prozess bezeichnet der Anwalt Mark Feigin als absurdes Theater: "Uns wird nicht erlaubt, die Beweise vorzubringen, die die Unschuld unserer Mandantinnen beweisen". Die Verteidigung hat nur bis Freitag Zeit, alle Dokumente, Protokolle und ZeugInnenaussagen zu lesen, insgesamt sind es über 2800 Seiten. Die Anwälte der Inhaftierten hatten deswegen gefordert, den Termin für die Verhandlungen nicht vor September anzusetzen. Auch der Antrag, Präsident Putin und den russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill als Zeugen vorzuladen, wurde vom Gericht abgewiesen.
Die Straßen vor dem Gerichtsgebäude wurden mit Metallgittern abgesperrt und von Polizisten bewacht. Etwa zwanzig AnhängerInnen der Pussy Riot protestierten gegen den politischen Prozess, zwei von ihnen wurden festgenommen. Auch GegenerInnen der Aktivistinnen, russisch-orthodoxe Gläubige versammelten sich mit Schildern "Für die Moral" um eine harte Bestrafung zu fordern.




NEWS vom 21. Juli 2012
U-Haft am 20. Juli bis 13. Januar 2013 verlängert

Am vergangenen Freitag wurden die verhafteten Mitglieder der Pussy Riot Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Sanzewitsch nach viermonatiger Untersuchungshaft erstmals dem Gericht vorgeführt.
Eigentlich sollte ein Termin für den Prozessbeginn festgelegt werden und über Öffentlichkeit oder verschlossene Türen während der Verhandlungen entschieden werden. Letztendlich gab das Gericht lediglich dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Verlängerung der Untersuchungshaft nach – die Aktivistinnen bleiben nun bis mindestens 13. Januar 2013 in U-Haft.
Die Anklage erklärte, Pussy Riot hätte mit ihrer Aktion an den "ewigen Grundfesten der russisch-orthodoxen Kirche" gerüttelt, hätten ihre Oberbekleidung abgelegt und mit ihrem wilden Tanz vor heiligen Ikonen die Gläubigen traumatisiert.
Die Verteidigung der drei Frauen hingegen besteht auf deren Unschuld: "Die Mädchen hatten keine Waffen und haben nichts zerstört, so wie es für eine Anklage wegen Rowdytums eigentlich nötig wäre", so Anwalt Nikolai Polosow.
Vor und innerhalb des Gerichtsgebäudes drängten sich JournalistInnen und AnhängerInnen der regimekritischen "Punkband", um gegen den unverhältnismäßig harten Umgang mit den drei Frauen zu protestieren. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax wurden mindestens vier Menschen von der Polizei abgeführt.
Auch deutsche PolitikerInnen haben sich gegen die politische Verfolgung ausgesprochen.
Markus Löning (FDP), Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung:
"Ich bin sehr erschrocken über die drakonische Verlängerung der Untersuchungshaft für die Künstlerinnen von Pussy Riot. Sie ist absurd und zieht die Familien und Kinder der Frauen grotesk in Mitleidenschaft"
Die Grünen-PolitikerInnen Marialuise Beck und Volker Beck:
"Der Angriff des Kremls auf die gesellschaftliche Opposition setzt sich fort. Mit dem Prozess gegen die Sängerinnen der Punk Band "Pussy Riot" will die russische Justiz nun die politisch aktive Künstlerszene platt machen."



Die Mitglieder der Pussy Riot nennen sich selbst eine Punkband. Seit Ende 2011 stürmten die feministischen Aktivistinnen mit laut gebrüllten Texten wie "Nieder mit den Sexisten, den verfickten Putinisten." Laufstege bei Modenschauen, öffentliche Plätze und am 21. Februar, kurz vor den Präsidentenwahlen, die Erlöserkathedrale in Moskau. Ihre Auftritte sind meist sehr kurz, sehr laut und sehr bunt. Auch in der Kirche konnten sie nur etwa eine Minute ihr Punk-Gebet performen, bis sie von Sicherheitsleuten abgeführt wurden.

In bunten Kleidern und gestrickten Gesichtsmasken, ihre Markenzeichen, riefen sie "Jungfrau Maria, vertreibe Putin!", warfen sich vor dem Altar auf den Boden und tanzten wild, verursachten dabei im Gebäude jedoch keinen Schaden. Sie protestierten gegen eine erneute Herrschaft Putins, die enge Verbindung der Russisch Orthodoxen Kirche mit dessen Regierung und klagten die patriarchal geprägte russische Gesellschaft an.

Ihre Verhaftung und die wiederholte Verlängerung der Untersuchungshaft hat international Empörung hervorgerufen. Amnesty International erklärte:

"Selbst wenn die drei verhafteten Frauen an den Protesten beteiligt gewesen waren, ist die Schwere der Reaktion der russischen Behörden – die Inhaftierung und Beschuldigung des Rowdytums – keine berechtigte Reaktion auf die friedlichen Äußerung ihrer politischen Überzeugungen.”

Eigentlich sollten die drei Frauen, Aljochina und Tolokonnokowa sind Mütter kleiner Kinder, schon im April entlassen werden. Der neue Termin ist der 24. Juli. Die Anklage hat mittlerweile drei Gutachten erstellt, wobei sie sich auch auf eine Synode aus dem siebten Jahrhundert beziehen sollen, die das Tanzen in Kirchen untersage. RechtsexpertInnen sind sich allerdings einig, dass die Protestaktion nicht mehr als eine Ordnungswidrigkeit sei. Die Gruppe Pussy Riots und ihre UnterstützerInnen sind überzeugt, dass der besonders harte Umgang mit den Aktivistinnen politische Gründe hat und letztendlich Putin selbst das Urteil bestimmen wird. Amnesty International hat die Putin-Kritikerinnen als politische Gefangene anerkannt.

Ein Video zeigt, wie Nadeschda Tolokonnikowa dem Gericht vorgeführt wird und sich – in einem Käfig eingesperrt – zu der Verhandlung äußert. Sie fordert ihr Recht ein, alle Protokolle der ZeugInnenaussagen vollständig lesen zu dürfen und klagt an, dass einige der Aussagen im Wortlaut identisch seien.
Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Sanzewitsch geben nicht auf. Maria und Nadeschda haben ihren Hungerstreik zwar wegen gesundheitlicher Probleme beendet, Jekaterina hat dagegen vergangene Woche erklärt, aus Protest die Nahrungsaufnahme zu verweigern.

Der Fall wird inzwischen vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte beobachtet und die Verteidung plant, sich außerdem an den UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zu wenden.

In Russland verbreitet sich der Protest gegen diesen politisch motivierten Schauprozess. KünstlerInnen, und Intellektuelle, darunter sogar eher Putin-freundliche, wie die Schauspielerin Tschulpan Chamatowa, haben sich schon öffentlich gegen die harte Verfolgung ausgesprochen. Wie der Fall ausgehen wird, bleibt allerdings nach wie vor unklar.
Unterschreiben Sie die Petition von Amnesty International, USA zur sofortigen Freilassung von Maria Aljochina, Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Sanzewitsch!

Am 31. Juli fand ein Soli-Konzert im Cassiopeia mit Anti-Flag statt.
Die US-amerikanische Punkband gab mit den BerlinerInnen von Radio Havanna und Smile & Burn ein Benefizkonzert für die inhaftierten Aktivistinnen der Pussy Riot. Anti-Flag hatte angekündigt, auch deren Punk-Gebet Virgin Mary, redeem us of Putin auf englisch covern zu wollen. Mit diesem Song ist die regimekritische Band in der Moskauer Erlöserkathedrale aufgetreten.
Das Cover des Punk-Gebets ist bei soundcloud zu hören.
Das Konzert ist auf 200 BesucherInnen begrenzt, die Erlöse gehen an Pussy Riot.


Weitere Informationen unter:
www.freepussyriot.org

ARD-Bericht: Rußland: Keine Gnade für Riot-Girls

3sat-Bericht:Keine Gnade. Kremlkritische Band Pussy Riot weiter in Haft

Die Standard: Zwei Pussy Riots geben Hungerstreik auf

rp-online:Pussy Riot bleiben bis Ende Juli in U-Haft

Spiegel Online: Russische Sponti-Truppe Pussy Riot. Überfallkommando mit Häkelmützen

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

Pussy Riot - Ein Punkgebet für Freiheit

Der Fall Chodorkowski – ein Film von Cyril Tuschi


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Beitrag vom 17.07.2012

AVIVA-Redaktion